Die Gewässer in und um Berlin herum beeindrucken uns immer wieder. Deshalb hatten wir uns für diesen Sommer einen Bereich im Südosten der Hauptstadt ausgesucht. Es sollte eine Rundtour auf Dahme und Spree werden.
Ein Tagebuch von Hannelore Anselm
Diese Flüsse sowie die Havel hatten wir schon im Jahr 2008 gepaddelt, aber damals in nordwestlicher Richtung von Berlin.Am Sonnabend, dem 26. Juni starteten wir gen Osten, mit dem Ziel Königs Wusterhausen. Hier beim Ruderverein fanden wir, wie schon 2008, freundliche Aufnahme durch den Platzwart Herrn Thiel. Für eine Nacht zelteten wir auf dem großen Gelände mit den alten Bäumen direkt an der Dahme. Unser Auto durfte hier während unserer Abwesenheit gut und sicher stehen bleiben.
Sonntag, 27.Juni An diesem Morgen starteten wir bei herrlichstem Sommerwetter unsere Wanderfahrt. Das Boote Beladen ging sehr flott und bequem, denn die Wege zum Steg waren kurz. Um 10.20 paddelten wir los. Man merkte, dass Wochenende war. Auf diesem Abschnitt der Dahme herrschte sehr reger Motorbootverkehr. Auf den ans Wasser grenzenden Grundstücken waren schöne Häuser zu sehen, groß, klein, alt, neu. Nach einem halben Kilometer kam schon die erste Schleuse, „Neue Mühle“, wo wir zusammen mit einigen Motorbooten geschleust wurden. Nach kurzer Zeit erweiterte sich die Dahme zum Krüpelsee, der von den Ortschaften Zernsdorf und Senzig umgeben ist. Hier gab es auch mehrere Yachtklubs mit zahlreichen Liegeplätzen. Nach dem Krüpelsee wurde es ruhiger und die Dahme wieder ein Fluss. Irgendwo auf dieser Strecke machten wir gegen 12.00 unsere Mittagsrast. Wir fanden einen der seltenen Sandstrände, wo wir mit den Booten gut anlanden konnten. Hinter der Straßenbrücke von Prieros baten wir Leute, die sich gerade auf dem Steg vor ihrem Haus aufhielten, um Trinkwasser. Sie füllten unsere Wasserschweine und erzählten noch etwas vom Fluss, der jetzt bald sehr viel ruhiger und noch schöner werden würde. Sie nannten das kommende Stück die „Alte Dahme“. Kurz hinter der Straßenbrücke gabelte sich der Fluss. Rechts geht es in eine lange Seenkette, die Teupitz-Gewässer. Alle Motorboote nahmen diesen Weg, denn hier kommen keine Schleusen. Wir blieben aber auf der Dahme, die nach links weiterführt und erreichten bald die Schleuse „Prieroser Mühle“. Der freundliche Schleusenwärter hatte uns schon gesehen und öffnete für uns. Während des Schleusens unterhielten wir uns mit ihm, und kurz danach waren wir ganz allein auf der „Alten Dahme“. Motorboote meiden dieses Stück, denn es ist für sie sozusagen eine Sackgasse. Nach 13 km gibt es nämlich keine Schleuse, sondern nur ein Wehr, was man umtragen muss. Und es liegen auch keine Ortschaften in dem Bereich. Es war einfach Natur pur! Hinter dem Streganzer See kam uns ein Paddler entgegen. Er gab uns den Tipp für einen freien Zeltplatz. Dort, wo am linken Ufer große Betonstufen liegen, sollten wir an Land gehen. Wir beobachteten also ständig das linke Ufer. Als wir schon fast aufgegeben hatten, kam tatsächlich die Stelle! Wir konnten die Boote ganz gut an Land bringen und fanden einen wunderschönen Platz vor. Er lag etwas vom Wasser entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Eine große sonnige Lichtung im Kiefernwald, mit zartem Gras bewachsen, windgeschützt und sehr warm. Nach dem Zeltaufbau badeten wir, später ließen wir es uns bei Antipasti, Brot und Rotwein gut gehen. Zwei Spaziergänger kamen vorbei, mit denen wir ein freundliches Gespräch hatten. Es war noch hell, als ich mehrmals ein Knacken im Unterholz hörte. Wir gingen den Geräuschen nach, Richtung Wasser. Da sahen wir auf der anderen Fluss-Seite, die sehr niedrig und feucht war, eine Wildschwein-Familie vorbeiziehen. Ein bisschen Unbehagen machte mir dieses Erlebnis. Ob die wohl auch auf unsere Seite kommen würden?
Montag, 28. Juni
Nein, die Wildschweine kamen nicht, es war eine total ruhige Nacht. Morgens stand unser Zelt noch im Schatten, sehr angenehm, denn die Sonne schien schon wieder von einem wolkenlosen Himmel. Wieder in den Booten, genossen wir die sich oft ändernde Flusslandschaft. Mal flaches Grasland, dann sumpfige Erlenwälder oder sandige Anhöhen mit Kiefernmonokulturen. Bald erreichten wir die Schleuse „Hermsdorfer Mühle“ und nach weiteren 6 km den Wasserwanderrastplatz von Märkisch-Buchholz. Es war noch zu früh, um hier das Zelt aufzubauen, aber der Platz ist zu empfehlen. Volker ging zum Einkaufen in den Ort, anschließend machten wir hier unsere Mittagsrast. Gut, dass wir uns gestärkt hatten! Denn jetzt kamen die Umsetzstellen an den zwei Wehren. Das erste war sehr beschwerlich zu Umtragen. Das Wasser der Dahme fällt hier über vier große Betonstufen hinab, ein ziemlicher Höhenunterschied von unten nach oben ist zu bewältigen. (Wir fuhren die Dahme flussaufwärts!) Hier gab es einen Gleiswagen mit einer elektrischen Seilwinde. Die Anlage war aber defekt, so dass wir unseren eigenen Bootswagen einsetzen mussten. Das war eine elende Plackerei, denn es gab keine glatten Flächen zum Rollen der Boote. Die Schienen des Gleiswagens störten sehr, dazwischen und daneben war aufgewühlter Sand. Als das geschafft war, stiegen wir nur kurz in die Boote, um nach 700 m beim zweiten Wehr wieder raus zu müssen. Dieses Wehr hatte nur einen kleinen Höhenunterschied und war leichter zu Umtragen. Hier in Märkisch-Buchholz, noch vor den Wehren, geht es weiter in den Oberlauf der Dahme. Aber die folgenden 8 km sind ganzjährig gesperrt. Der Wasserlauf, auf dem wir uns nun nach dem Umtragen befanden, war der Dahme-Umflut-Kanal. Die ersten 3,5 Kilometer des Kanals bis zum Köthener See paddelten wir durch Kiefernwald. Es gab zunächst noch einige Bootsanleger und Wochenendhäuser, dann herrschte Einsamkeit. Die Ufer sind zwar mit Schotter befestigt, aber komplett von Pflanzen überwuchert. Die letzten 500 Meter bis zum Köthener See wechselte die Vegetation fast vollständig: wir hatten jetzt niedrige, unbefestigte Sumpfufer, statt Kiefern sah man Erlen, Weiden und Schilf. Wir blieben auf dem D-U-Kanal, der den See in östlicher Richtung verlässt. (Der See-Ausgang weiter südlich ist der Randkanal, der direkter in den Unterspreewald führt.) Ein Angler am Ufer informierte uns, dass hier offiziell der Spreewald beginnt. Nach 3,5 km erreichten wir die Doppelschleuse von Leibsch, zwei ganz neue SB-Anlagen. Die erste Schleuse brachte uns aufwärts, nun waren wir auf der Spree. An dieser Stelle muss sich der Paddler endgültig entscheiden, ob er in den Spreewald oder Richtung Berlin fahren möchte. Will man in den Spreewald, biegt man einfach rechts ab. Will man aber Richtung Berlin (so wie wir), hält man sich links und fährt in die zweite Schleuse ein. Hier schleusten wir uns abwärts, denn jetzt paddelten wir ja in Fließrichtung. Es war nicht mehr weit bis zum Neuendorfer See, wo wir auf einem Campingplatz die heutige Tagesetappe beenden wollten. Der erste von uns angefahrene Platz war ungepflegt und ungemütlich (Name: „Natur- und Freizeitparadies“!!!). Danach steuerten wir den Platz „Halbinsel Raatsch“ an und wurden angenehm überrascht. An einem Strand konnten wir anlanden und gleich dahinter auf einer großen Wiese unser Zelt aufbauen. Zwar war es ein weiter Weg zur Anmeldung und zu den gepflegten Sanitärgebäuden, aber ansonsten eine sehr freundliche Aufnahme. Nach dem Zeltaufbau badeten wir im See, später war Duschen angesagt. Als wir nach dem Abendessen beim Rotwein saßen, mückte es ganz kräftig.
Dienstag, 29. Juni
Nach einer wunderbar stillen Nacht kam ein strahlend schöner Morgen. Besser kann man sich das Wetter für eine Paddeltour nicht wünschen! Trotz des weiten Weges zu den Waschräumen saßen wir schon vor 10.00 mit Sack und Pack in den Booten. Ein Stück ging es noch über den See, dann setzte sich der Spree-Flußlauf fort. Bei der Schleuse „Alt-Schadow“ mussten wir, gemeinsam mit mehreren Motorbooten, fast ein Stunde warten. Wegen Niedrigwassers wurde nicht so häufig wie sonst geschleust. Am Wasserwanderrastplatz Werder machten wir Mittagpause. Ein schöner Sandstrand lud zum Baden ein. Wieder so ein ansprechender Platz, aber leider war es noch zu früh, um hier schon Schluss zu machen. Bei dem Ort Kossenblatt gingen wir rechts vor der Straßenbrücke an Land. An dieser Stelle war auch ein WWRPl., der aber in der Jübermann–Karte nur als Parkplatz vermerkt ist. Wie auf allen anderen Biwakplätzen gab es auch hier eine Chemie-Toilette sowie Sitzgelegenheiten.Volker marschierte in den Ort und kam mit verschiedenen Lebensmitteln zurück. Unser Ziel an diesem Tag war der WWRPl. von Trebatsch, eine gute Wahl. Zwei Stege machten das Ausbooten einfach, außerdem konnte man auf einer Leiter gut zum Baden ins Wasser steigen. Im Schatten eines Baumes bauten wir unser Zelt auf. Zuerst waren wir die einzigen Wanderpaddler auf diesem Platz, aber später kam noch eine Gruppe der evangelischen Jugend mit Mietkanadiern an. Ihr großes Gepäck wurde mit einem Bus transportiert. Jetzt war richtig Leben hier auf dem Platz, aber ansonsten benahmen sich die Kinder und Jugendlichen vorbildlich. Abends wurde Gitarre gespielt, getrommelt und gesungen. Es war eigentlich sehr gemütlich, wären nicht die Mücken gewesen, die, je mehr es dämmerte, immer zudringlicher wurden. Wir flüchteten vom Zelt, das ja sehr nah am Wasser stand, auf eine Rundbank oberhalb des Platzes. Aber auch hier fanden uns die Mücken!
Mittwoch, 30. Juni
In der Nacht hatte es kräftig geweht und ein bisschen geregnet, aber am Morgen war wieder herrliches Wetter. Dann gemütlich Frühstücken (im Schatten!), Picknickbrote machen, Abbauen, Einpacken. Um 10.15 paddelten wir los. Nach kurzer Zeit erreichten wir das Nordende des Schwielochsees, der sich riesig nach Süden ausdehnt. Nach Glower See und Leißnitzsee wurde die Spree wieder zum Fluss.Unser heutiges Ziel, die Stadt Beeskow, erreichten wir gegen 14.00 Uhr. Laut Jübermann-Karte kommt zuerst ein Wasserwanderrastplatz, später ein Kanu-Verein. Zuerst ging es zum WWRPl. Eine tolle Ausstiegsstelle für Kanus – das war es dann aber auch! Volker ging an Land und suchte die Zeltwiese – die war nämlich vom Wasser aus nicht zu erkennen. So eine Enttäuschung – ein Platz, kahl und staubig, unmöglich für Zelte und viel zu weit vom Wasser entfernt. Wohl nur für Wohnmobile geeignet, von denen dort auch mehrere standen. Also weiter! Bald hatten wir das Gelände vom KSV Beeskow erreicht, wo es uns sehr gut gefiel und wir freundlich aufgenommen wurden. Da wir die einzigen Zelter waren, durften wir aufbauen, wo wir wollten. Ein Premieren-Platz direkt am Wasser! Auf der Rasenfläche gab es Picknicktische und –bänke. Die Sanitäranlagen waren zwar sehr einfach (es wurde noch dran gebaut), aber wir konnten die Küche benutzen, z.B. zum Abwaschen und vor allem, um Lebensmittel in den Kühlschrank zu legen. Worüber wir bei 32 o im Schatten wirklich sehr glücklich und dankbar waren! Nach dem Zeltaufbau war es für uns eine herrliche Erfrischung, erstmal in der Spree zu baden. Gegen 15.00 traf die Jugendgruppe, die wir schon von der letzten Station her kannten, hier ein. Sie waren genau so unangemeldet wie wir und wurden ebenfalls sehr freundlich aufgenommen. Wieder benahmen sie sich so rücksichtsvoll und diszipliniert wie in Trebatsch. Später machten wir uns auf den Weg in die Altstadt. Beeskow hat eine zu 3/4 erhaltene und teilrestaurierte Stadtmauer, an der wir ganz entlang gingen. Danach haben wir uns die gewaltige Kirchenruine in Kathedralen-Höhe angesehen. An dieser Ruine wird gearbeitet, sie ist schon mit einem neuen Dach geschlossen worden, drinnen steht Gestühl und es finden Gottesdienste statt. Nach einem Einkauf bei Penny brachten wir die Lebensmittel in den Kühlschrank des Kanu-Vereins, danach ging es wieder in die Altstadt. Jetzt ließen wir uns ein Essen in einem griechischen Lokal schmecken, saßen draußen im Garten. Als die Sonne untergegangen war, setzten wir uns beim Verein mit den Betreuern der Jugendgruppe zusammen. Aber wie schon am Abend vorher wurden die Mücken so zur Plage, dass wir bald in unser geschütztes Innenzelt flüchteten.
Donnerstag, 1. Juli
Das Packen der Boote usw. ging recht schnell, denn es war ja der Platz der kurzen Wege, so direkt am Wasser. Im Nu erreichten wir die Beeskower Schleuse. Lt. Jübermann-Atlas wird stündlich geschleust, und zwar vollautomatisch, d.h. ohne dass der Wassersportler irgendeinen Hebel betätigen muss. (Wie es sonst bei den SB-Schleusen üblich war) Aber wann wird in welche Richtung geschleust? Ein Schild gab Auskunft: zur vollen Stunde geht es talwärts (unsere Richtung), zur halben Stunde bergwärts. Es war noch vor 10.00, das Tor stand offen, das Licht zeigte grün, also paddelten wir hinein. Dann harrten wir der Dinge, die da kommen sollten. Erst tat sich nichts. Wie lange müssten wir hier wohl warten? Doch dann schlossen sich ganz langsam die Tore. Wieder dauerte es, endlich senkte sich der Wasserspiegel. Nun saßen wir tief in der Schleuse und es passierte eine ganze Zeit nichts. Ich gab uns noch 5 Minuten, dann hätte ich 110 angerufen. Aber oh Wunder! Nach 2 Minuten öffnete sich zuerst ein Tor. Nur schnell raus hier! Jetzt war es fast 10.30 und die bergfahrenden Motorboote kamen uns entgegen. Leider las ich erst einige Monate nach unserer Tour in einem Bericht in der Zeitschrift Kanu Sport, dass es günstiger und schneller wäre, die alte SB-Schleuse im Walkmühlengraben zu benutzen oder dort umzutragen. Nun hatten wir aber erstmal freie Fahrt, bis wir nach 14 Kilometern Neubrück erreichten. Hier teilt sich die Spree. Der rechte Arm (Speisekanal Neuhaus) führt durch eine Schleuse und nach 2,5 Kilometern direkt zum Oder-Spree-Kanal. Der linke Arm fließt mit vielen Windungen über 12 Kilometer als Drahendorfer Spree zum Kanal. Diesen Weg wählten wir, er ist landschaftlich schöner. Aber erst einmal mussten wir in Neubrück schleusen. An Paddler hatte man hier wohl überhaupt nicht gedacht! Das Ein- und Aussteigen war für den, der die Schleuse bedienen muss, eine Zumutung. Aber zum Glück funktionierte die SB-Schleuse. Bald kam der Wasserwanderrastplatz von Neubrück, der bei Jübermann nur als Parkplatz ausgewiesen ist. Wieder ein schönes Areal, aber wieder zu früh für uns, wir machten hier nur Mittagspause. Motorboote trifft man auf diesem Stück gar nicht, denn bevor es in den Oder-Spree-Kanal geht, kommt keine Schleuse, sondern nur ein Wehr zum Umtragen. Dementsprechend still und naturbelassen zeigte sich die Landschaft am Fluss. Hier auf der Drahendorfer Spree wurden wir plötzlich von einem Paddler eingeholt. Der erste richtige Wanderpaddler, dem wir seit Königs Wusterhausen begegneten. Wir erfuhren, dass er die gleiche Rundtour macht wie wir, nur an anderer Stelle (in Erkner) begonnen hat. Bei dem Wehr in Drahendorf (mit Bootschleppe und Aluwagen) halfen wir uns gegenseitig beim Umsetzen der Boote und paddelten gemeinsam bis zur Einmündung in den Oder-Spree-Kanal, der hier aber Fürstenwalder Spree genannt wird. Die Ufer des Oder-Spree-Kanals sind überraschend üppig bewachsen, überhaupt nicht kahl, wie man es von anderen Schifffahrtsstraßen kennt, die Uferränder werden wohl nie übermäßig „gepflegt“. Als nächsten Übernachtungsplatz hatten wir das „Forsthaus an der Spree“ mit Zeltmöglichkeit angepeilt. Es gefiel uns aber überhaupt nicht. Das Haus liegt hoch über dem Kanal, und hier oben ist auch die Zeltwiese. Fast unmöglich, mit schweren Booten da hoch zu kommen. Unser Mitpaddler blieb aber hier, er meinte, er bräuchte mal wieder eine warme Dusche. Also paddelten wir weiter, suchten die Ufer nach einer „wilden“ Zeltmöglichkeit ab.Nach kurzer Zeit sahen wir auf der linken Seite zwei Personen. Durch den hohen Bewuchs am Ufer konnten wir gerade noch erkennen, dass es Mann und Frau waren und sie Badekleidung trugen. Auf unsere Frage, ob man hier zelten könnte, rief der Mann etwas auf Englisch. Also fragten wir nochmals auf Englisch, und dann konnten wir uns verständigen. Der Mann machte eine einladende Geste und meinte, hier wäre noch viel Platz. Daraufhin stiegen wir aus und sahen uns das Gelände an. Es war total nach meinem Geschmack! Eine riesige gemähte Grasfläche, in der Ferne war ein Waldrand mit Kiefern zu erkennen. Hier wollten wir bleiben, es war wirklich mehr als genug Platz für zwei Zelte. Denn das Paar hatte schon ein Zelt aufgebaut, was man aber vom Wasser aus nicht sehen konnte. Wie wir erfuhren, kamen die beiden aus Polen. Sie waren mit einem kajakähnlichen gelben Gummiboot von Polen schon bis hierher gepaddelt und wollten noch bis Potsdam fahren. Der Mann sprach kein Deutsch, dafür aber Englisch und Französisch (Lehrer für diese Sprachen) und natürlich Polnisch, seine Frau sprach nur Polnisch. Später, nachdem Volker gekocht und auch die Polen gegessen hatten, setzten wir uns beim Rotwein zusammen. Es wurde ein lustiger Abend mit viel Kauderwelsch in drei Sprachen, bis wir bei beginnender Dunkelheit wegen der unerträglichen Mücken in unsere Zelte flüchteten.
Freitag, 2.Juli
Um 7.00 trieb uns die Sonne aus dem Zelt, es wurde schon richtig heiß. So gegen 9.30 setzten wir mit den Booten ins Wasser ein. Da kam gerade unser Mitpaddler vom Vortag vorbei, der beim „Forsthaus an der Spree“ genächtigt hatte. Wir blieben zusammen und erreichten nach einigen Kilometern den Ort Fürstenwalde. Vor der Schleuse legten wir an, ich blieb bei den Booten, die Männer machten sich auf den Weg zu einem Supermarkt. Sie taten mir ein bisschen Leid, denn bei der Hitze in der Stadt herumzulaufen war wirklich kein Vergnügen. Ich dagegen saß im Schatten von großen Bäumen. Nach 50 Minuten waren sie zurück, beladen mit Einkaufsbeuteln. Jetzt machten wir erstmal unser Mittagspicknick, hatten dabei aber auch immer die Schleuse im Blick. Ein Segler machte vor der Schleuse fest, und dann erschien noch das polnische Paar in ihrem gelben Boot. Wir beeilten uns, in unsere Boote zu kommen, denn jetzt würde wohl gleich geschleust werden. Und so war es dann auch! 6 Kilometer nach dieser Schleuse kam die Umtragestelle „Große Tränke“ vom Kanal zur Müggelspree. Auf einem Gleiswagen beförderten wir die Boote ins Unterwasser. Danach legten wir hier eine Badepause ein. Die Abkühlung tat uns richtig gut!Der Flusslauf, den wir nun befuhren, überraschte uns durch sein naturnahes Aussehen, es war ein sehr schöner Abschnitt. Die Müggelspree wand sich in vielen Kurven und hatte sogar Strömung, es machte besonderen Spaß, hier zu paddeln. Die Gegend war recht einsam, nur ab und zu fuhren wir an einigen Häusern vorbei und manchmal hatten wir einen weiten Blick über eine Feld- und Weidelandschaft. Bald fingen wir an, nach einer Zeltmöglichkeit zu suchen. Der Prospekt des Tourismusverbandes von Brandenburg machte viel Reklame für einen Wasserwanderrastplatz in Hangelsberg. Es sollte der neue Stützpunkt „Prijon-Paddel-Park“ sein. Noch war dort aber nichts richtig fertig gestellt. Ein Gebäude, noch im Umbau, ganz miese Sanitäranlagen, eine zu zwei Straßen hin offene Zeltwiese, die wie die Gebäude, weit oberhalb des Wassers lag und über einen tiefsandigen Trampelpfad zu erreichen war. Fast unmöglich, schwer beladene Boote hier herauf zu karren. Und das ganze sollte pro Person für eine Nacht 10 € kosten!Da wir uns unterwegs noch mit reichlich frischem Trinkwasser versorgt hatten, stand dem „Wild-Zelten“ nichts entgegen. Bevor wir dann aber eine geeignete Stelle fanden, hatten wir noch eine kleine Angststrecke, die von einem aggressiven Schwan verursacht wurde. Er wollte uns nicht vorbeilassen, er kam immer wieder fauchend auf uns zu gerauscht. Wir drückten uns hintereinander so nah wie möglich ans rechte Ufer und ließen uns, ohne zu Paddeln, nur von der Strömung ganz, ganz langsam weitertreiben. Der Schwan ließ uns nicht aus den Augen, schwamm immer neben uns. Aber irgendwann hatten wir wohl sein Herrschaftsgebiet verlassen, denn nun blieb er endlich zurück. Ungefähr bei Km 32 schlugen wir die Zelte auf. Nach einem bequemen Abendessen ohne Kochen, (es gab Kartoffelsalat und Frikadellen), saßen wir noch etwas mit unserem Mitpaddler zusammen. Aber wie auch schon an den vorherigen Abenden flüchteten wir bald vor den Mücken ins Zelt.
Sonnabend, 3. Juli
Heute paddelten wir um 9.45 los und freuten uns erneut über diesen sehr natürlich wirkenden Fluss, der mit merklicher Strömung gen Berlin mäanderte. Der Flusslauf ist etwas länger geworden, als bei Jübermann angegeben, denn viele Altarme sind seit einiger Zeit wieder an die Spree angeschlossen und von den Durchstichen abgetrennt. Diese Landschaftspflegemaßnahme gibt der Müggelspree ihr altes Bett zurück. Nach 13 Kilometern unterquerten wir den östlichen Berliner Autobahnring, nach weiteren 7 Kilometern hatten wir den Dämeritzsee erreicht. Jetzt waren wir in den belebten und beliebten Berliner Motorbootgewässern angekommen. Der Dämeritzsee wirkt wie ein großes Wasserstraßenkreuz, von ihm aus kann man in vier verschiedene Richtungen bzw. Gewässer fahren. Hier war richtig viel Betrieb! Ein heißer Samstagnachmittag, es schien, als ob halb Berlin im Boot unterwegs war. Einige Motorboote brausten vorbei, andere tuckerten ganz gemütlich. Es wurde geankert, pausiert, gebadet. Die Fernseher und Laptops wurden auf den Booten klargemacht und die Bierflaschen in Reichweite gestellt. Es war nämlich die Zeit der Fußballweltmeisterschaft, um 16.00 sollte Deutschland gegen Argentinien spielen. Vom Dämeritz- zum Seddinsee, wo wir übernachten wollten, gibt es zwei Verbindungen. Der Gosener Kanal wird von den Motorbooten und den Ausflugsschiffen benutzt. Parallel dazu verläuft, aber mit einigen Windungen, der Gosener Graben. Er darf nur von nicht motorisierten Wassersportlern befahren werden. Hier paddelt man ca. 5 Kilometer durch ein ganz uriges, schattiges Gebiet, eine richtige Wildnis mit niedrigen, feuchten Ufern und großen Bäumen. Man glaubt kaum, dass man sich am Rande einer Großstadt befindet. Dann war der urwaldähnliche Graben zu Ende und vor uns lag im strahlenden Sonnenschein der Seddinsee in seiner ganzen Ausdehnung.Wir peilten die einzige Insel im See an, genannt „Seddinwall“, die seit der Wende 1989 vom Berliner Landeskanuverband gepachtet ist. Auch vor 1989 wurde hier schon gezeltet. Dem Bemühen der Dauerzelter der verschiedenen Vereine ist es zu verdanken, dass der einmalige Naturzeltplatz bis heute erhalten werden konnte. Am „Baby-Strand“, der kleinen Sandbucht, landeten wir an. Wir wurden freundlich aufgenommen. Die „Inselbürgermeisterin“ Eli wies uns eine Stelle für unser Zelt zu. Ein schönes Plätzchen mit total trockenem Waldboden unter großen Schatten spendenden Bäumen. Dazu direkt am Wasser, hier gleich 60 Zentimeter tief, glasklar, wunderbar zum Baden. Als wir über den See zur Insel gepaddelt waren, herrschte auf dem Wasser noch richtig viel Motorbootverkehr, alles war in Bewegung. Jetzt, kurz nach 16.00, war es ganz still, alle Boote ankerten. Man verfolgte die Fußball-WM! Während wir unser Zelt aufbauten, hörten wir die Begeisterungsschreie und das Tröten der Vuvuzelas laut über den See schallen und wussten so immer genau über den Spielstand Bescheid. Erst nach Beendigung des Fußballspiels konnten wir unsere Übernachtungsgebühr bezahlen: 2,50 € für uns beide für 1 Nacht! Und das auf diesem traumhaft schönen Platz!Abends machten wir einen Erkundungsgang über die Insel. Obwohl es nur eine Pumpe gibt, die aber kein Trinkwasser fördert, und als Toiletten nur Plumpsklos (gepflegt), erschien uns dieses Areal als kleines Paradies. Die Insel wird wohl hauptsächlich mit Motorbooten erreicht, denn es gab eine ganze Menge Stege und Liegeplätze.
Sonntag, 4. Juli
Morgens um 8.00 war es schon sehr warm, aber unser Zelt stand wunderbar im Schatten. Um kurz nach 10.00 schoben wir die beladenen Boote einfach vom Ufer ins Wasser. Es war wie Balsam für die Seele, auf den glitzernden, stillen See hinaus zu paddeln. Noch herrschte sonntägliche Ruhe. Später wurde das Wasser bewegter, weil der Wind auffrischte. Das war bei der Hitze aber nur angenehm!Unsere heutige Etappe war kurz. Über den Seddinsee, den langen Zeuthener See und auf der Dahme erreichten wir schon um 12.30 unseren Ausgangspunkt, den RV Königs Wusterhausen. Hier schloss sich nun der Kreis unserer „Märkischen Umfahrt“, eine sehr schöne, lohnende Wanderfahrt war zu Ende!
Gepaddelte Kilometer:
Sonntag, 29.6. von Königs Wusterh. bis hinter Prieros 21,5 km2 Schleusen, wild gezeltet
Montag, 28.6. von hinter Prieros bis Neuendorfer See 24,0 km3 Schleusen, 2 Wehre umtragen, Übern. Campingplatz
Dienstag, 29.6. von Neuendorfer See bis Trebatsch 22,0 km2 Schleusen, Übernachtung Wasserwanderrastplatz
Mittwoch, 30. 6. von Trebatsch bis Beeskow 13,5 kmÜbernachtung Kanuverein
Donnerstag, 1.7. von Beeskow bis Oder-Spree-Kanal 29,0 km2 Schleusen, 1 Wehr umtragen, wild gezeltet
Freitag, 2.7. von Oder-Spree-K. bis Müggelspree 29,0 km1 Schleuse, 1 Wehr umtragen, wild gezeltet
Sonnabend, 3.7. von Müggelspree bis Seddinsee 29,0 km1 Übernachtung Naturzeltplatz LKV Berlin
Sonntag, 4.7. vom Seddinsee bis RV Königs Wusterh. 12,0 km
Gesamtkilometer 180,0 km